Mein Unternehmens-Check - Folge 2: Unternehmenskultur
Ihr Unternehmen ist ein komplexes vielschichtiges Gebilde. Es sollte – egal ob gerade gegründet oder bereits länger am Markt – ständig von Ihnen beobachtet werden, da es sich auch durch äußere Einflüsse verändert. Neben Marktbedingungen, die sich durch wechselndes Kundenverhalten und durch Wettbewerb ändern, gibt es auch immer wieder rechtliche und wirtschaftlich bedingte Anpassungsnotwendigkeiten. Sie sollten daher folgende Bereiche mittels Unternehmens(selbst-)-Check regelmäßig untersuchen:
1. Strategie
2. UNTERNEHMENSKULTUR
3. Prozesse
4. Risikomanagement
5. Organisation
6. Kundenpflege
7. Einkauf
8. Liquidität
9. Führung
10. Personalentwicklung
11. Innovation.
Die zeitlichen Abstände der Untersuchungen sollten max. 12 Monate und minimal 3 Monate betragen. Unternehmensgründer sollten tendenziell eher alle 3 Monate als einmal jährlich den Unternehmenscheckdurchführen.
Welchen Nutzen bringt Ihnen diese Untersuchung eigentlich? Es geht darum, den einmal eingeschlagen Weg auf seine Machbarkeit hin immer wieder zu überprüfen und ggf. nachzujustieren bzw. im Extremfall auch völlig neue Wege zu gehen. Der Spruch „Stillstand ist Rückschritt“ ist zumindest in umkämpften Märkten erfahrungsgemäß durchaus zutreffend. Dieser Umstand ergibt sich daraus, dass erfolgreiche Unternehmen oft sogenannte „Nachahmer“anlocken, die wiederum versuchen, die etablierten Unternehmen durch andersartige Angebote (oft ist das der Preis) zu verdrängen. Dort wo die Märkte übersättigt sind, geschieht dies selbstredend öfter. Daher ist es gerade bei Unternehmensgründungen außerordentlich wichtig, eine genaue Marktanalyse durchzuführen.
Die Abhängigkeiten zwischen den 11 Punkten, die Sie untersuchen sollten, sind unterschiedlich stark ausgeprägt und je nach Unternehmenssituation und Marktumfeld mal mehr und mal weniger relevant. Dasheißt, dass zwar grundsätzlich alle Punkte zu berücksichtigen sind, aber nicht alle in der gleichen Intensität.
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UNTERNEHMENSKULTUR
Es geht bei diesem Thema um die Frage, wie bei Ihnen im Unternehmen gearbeitet wird bzw. werden soll. Das sogenannte soziale Klima steht im Mittelpunkt und zwar nach innen, aber auch mehr als man landläufig meint nach außen. Die Menschen, die in Ihrem Unternehmen arbeiten, sind Botschafter Ihrer Unternehmenskultur. Je mehr diese verinnerlicht wird, umso mehr schafft diese persönliche Identifikation mit dem Unternehmen. Die Folge ist hohe Loyalität, Motivation und Produktivität der Mitarbeiter. Mithin ist die Unternehmenskultur ein bedeutender Faktor für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens.
In diesem Zusammenhang ist Folgendes zu beachten:
- Sie sollten es als wichtig ansehen, dass Ihre Mitarbeiter stolz darauf sind, für Ihr Unternehmen zu arbeiten.
- Sie sollten über eine klare Vorstellung verfügen, wie bei Ihnen gearbeitet werden soll und welcher Umgang untereinander gepflegt wird.
- Dass Ihre Mitarbeiter unterschiedlich sind, ist Ihnen vollkommen bewusst, daher sollten Sie den Austausch von Ideen und Meinungen fördern, um diese aktiv in den Unternehmensentwicklungsprozess einzubinden.
- Ihnen ist bewusst, dass alles, auch das miteinander arbeiten, einer ständigen Veränderung unterliegt. Daher sollten Sie die Entwicklungen in Ihrem Unternehmen sehr genau und regelmäßig beobachten.
Zu 1) Wie erreichen Sie, dass Ihre Mitarbeiter stolz sind, für Sie zu arbeiten? In diesem Zusammenhang geht es nicht um Geld, sondern um positive Rückmeldungen, also z. B. Loben für gute Leistungen durch die Führungsebene. Es kommt bestens an, wenn sich der Chef die Zeit nimmt, dem Mitarbeiter seine Zufriedenheit auszudrücken und hält länger im Gedächtnis als jede Gehaltserhöhung. Letztlich ist es die Wertschätzung des Mitarbeiters und seiner Arbeit, die dieser erfahren will. Sie sollten allerdings auch nur dann loben, wenn es etwas zu loben gibt. Andernfalls nimmt man Sie künftig nicht mehr ernst.
Zu 2) Es geht um ein klares Bild Ihres Unternehmens bzw. dessen Leitbilder. Die Entwicklung einer Corporate Identityist absolut zwingend. Das wird in der Regel gerade am Anfang unterschätzt. Vielfach wird mit den Kosten argumentiert, dass gerade hier gespart werden sollte, weil die Bedeutung eines klaren „Markenauftritts“ verkannt wird. Es geht in diesem Zusammenhang um das Formulieren von Eigenschaften, wie sich Ihr Unternehmen – unter Beteiligung der Mitarbeiter – die Umsetzung der „kritischen“ Erfolgsfaktoren vorstellt: Kundenorientierung, Wettbewerbsverhalten, Qualität, Toleranz, Respekt, etc.
Zu 3) Es müssen Räume für Ideenaustausch geschaffen werden. Es geht um Fläche und Zeit. Vermitteln Sie explizit die Erkenntnis, dass alle von derartigem Austauschverhalten profitieren. Das sollte in guter Atmosphäre stattfinden. Stellen Sie ggf. ein kleines Budget bereit, um auch mal außerhalb der gewohnten Pfade Ideen austauschen zu können.
Zu 4) Um am Puls der Zeit zu sein, sollten Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig befragen, um so frühzeitig auf Entwicklungen reagieren zu können. Lassen Sie erkennen, wenn Sie aufgund der Befragungen Änderungen im Arbeitsablaufeingeführt haben, ganz nach dem Motto: „Es bringt tatsächlich etwas, Verbesserungsvorschläge zu machen“.
Der Autor: Jochen Ball, Bad Homburg